Es ist schon etwas her, aber ich erinnere mich genau an das Strahlen im Gesicht von Das Mädchen, als es freitags nach der Schule nach Hause kam und auf dem Tisch frische Pfannkuchen dampften. Ich hatte meine Arbeitszeit von fünf Tagen auf vier in der Woche reduziert, was für die Kinder hieß, sie mussten freitags nicht mehr in die Nachmittagsbetreuung und durften zu Hause Mittag essen. Das gab es davor nicht. Und Das Mädchen war da bereits in der 5. Klasse. Ich kam mir endlich vor wie eine gute Mutter und alle waren glücklich. Eine Zeit lang.
Nun ist es so, dass ich nach einem Jahr häuslichen Buchschreibens und anschließendem pandemiebedingten Homeoffice täglich Mittagessen kredenze. Zeitweilig, ebenfalls pandemiebedingt, in Teamwork mit dem Ehemann. Aus dem Highlight ist also ein Dauerzustand geworden. Und inzwischen ist es so, dass ich allein oder eben gemeinsam mit dem Vater, nach Schulschluss zwischen Küche und Fenster hin und her laufe wie ein hospitalisiertes Zootier und das Essen auf dem Herd abwechselnd vom Kaltwerden und Anbrennen bewahre – und niemand kommt. Das Mädchen ist mit zur Freundin gefahren, um dort in der sturmfreien Bude selbst den Kochlöffel zu schwingen. Und Der Junge zieht die zucker- und fetthaltige Kost des Kiosks meinem pädagogisch wertvollen Mittagstisch vor. Oder mein Werk wird von der Kochplatte geschoben und mit den Worten „Da hab ich mich jetzt soooo drauf gefreut“ ein Topf mit vegetarischem Dosen-Chilli auf den Platz gestellt. Und das ist noch die gute Variante. Manchmal muss es auch ein komplett neu gekochtes Instagram-Rezept sein, inklusive exzessiver Topf-, Pfannen und Bestecknutzung und gefolgt von nur für Teenageraugen sichtbarer Säuberung der Nutzungsfläche.
Freu dich doch, könnte man sagen. Musste nicht mehr kochen. Ist doch toll, wenn jeder für sich selbst sorgt. Mag sein. Nun muss ich nur noch dahin kommen, dass es mir egal ist, wenn die Küche ab 13:30 Uhr einfach nie mehr sauber ist. Oder sie rund um die Uhr aufräumen. Beides schaffe ich wahrscheinlich nicht.
Auch ein Highlight: Currywurst mit Blattgold, wie sie das Hotel Adlon in Berlin im letzten Lockdown im Straßenverkauf angeboten hat. Wir standen eine Stunde lang Schlange dafür. Hat sich gelohnt. Ob sich die Begeisterung dafür auch abnutzt wie für meine Pfannkuchen?