Darf man das? Angesichts der Weltlage wegen ein paar Einschränkungen jammern? Ne, darf man nicht.
Ich mach’s trotzdem.
Obwohl… Vielleicht ist die Pandemie gar nicht der Grund für das, was ich gerade nur mit allgemeiner Mut- und Kraftlosigkeit beschreiben kann. Schließlich sind wir ja daran gewöhnt nach zwei Jahren. Und in den Nachrichten sind die explodierenden Zahlen der Neuinfektionen nur noch Randnotiz. Verdrängt von einem Krieg, der sich von den vielen anderen auf der Welt dadurch unterscheidet, dass er nicht nur kilometermäßig ziemlich nah stattfindet.
Wir sitzen in unseren westeuropäischen Wohnzimmern und werden Zeugen von Überlegungen, welche Kampfjets von Deutschland angeschafft werden sollten. Und der Impuls, einfach weg zuschalten, wird aufgehalten vom Gewissen. Es hat einen anzugehen. Die Frage ist nur, wie?
Licht aus, um Putin zu ärgern
Was können wir tun? Demonstrieren gegen den Krieg, für den Frieden. Auf jeden Fall. Kümmert es den- oder diejenigen, die das ganze Leid zu verantworten haben? Ich glaube nicht. Was ist es dann, was hilft? Egal, was man tut, selbst wenn durch den Supermarkt läuft und Spenden zur Sammelstelle schleppt, ein Teufel sitzt im Ohr und nölt: Ernsthaft? Das ist alles? Mehr willst du nicht tun? Ah, stimmt. Wir können Strom sparen, und Benzin, und Gas und uns zumindest einreden, dass Wladimir das ärgert.
Dazu kommt die Frage, was man gerade nicht tun sollte. Darf man in den Urlaub fahren, wenn andere um ihr Leben rennen? Darf man essen gehen, wenn andere nicht mal wissen, ob es morgen einen Frühstückstisch gibt, an dem sie sitzen können? Wollen wir die sein, die Sonnenblumenöl in ihren Kellern horten aus Angst vor Mangel oder sind wir naiv, es nicht zu tun?
Ich weiß das alles nicht. Genau so wenig wie ich vorher wusste, wie viel ich den Kindern verbieten muss, um sie und uns vor Corona zu schützen. Auch da war die Frage, wie sehr unser privates Verhalten sich auf das große Ganze auswirkt. Wenn alle zu Hause blieben, sich nicht treffen, sich an die Regeln halten, ist die Pandemie schnell vorbei, hat man gesagt. Dann gab es aber so viele, die sich nicht dran hielten. Und mich zwangen, die blöde Spießer-Mutter zu sein, die der Teenager-Tochter die Party / Übernachtung / das Training verbot, obwohl alle anderen durften. Und ich es ihr doch von Herzen gönnte. Und das macht nicht nur müde. Sondern auch echt traurig.