Der Junge hat die „Hand-Mund-Fuß-Krankheit“. Bei Tieren heißt das Maul-und-Klauen-Seuche. Um den Mund, an den Händen und an den Füßen bilden sich wässrige Blasen, die irgendwann aufplatzen und verkrusten. So eklig, wie sich das anhört, sieht es auch aus. Der arme, kleine Mann. Zum Glück scheint es kaum weh zu tun. Was mir weh tut, sind die Blicke, die er überall bekommt. Im Fahrstuhl sagte eine Mutter zu ihrer Tochter: „Guck da nicht so hin.“ So, wie ich mich da gefühlt hab, müssen sich Eltern von wirklich behinderten oder entstellten Kindern fühlen. Und ich hab noch die Gewissheit, dass es nur vorüber gehend ist… Wieder mal sieht man erst dann, wie sehr das eigene Leben in Ordnung ist, wenn es das mal nicht ist. Doch bei aller Demut, die man wieder spürt, ist es auch ziemlich anstrengend, seit vier Tagen so zwangsinterniert zu sein. Keine Kita, is klar. Aber auch aufm Spielplatz fühlt man sich nicht wirklich wohl mit so einem wandelnden Virus. Genau so ist es mit Cafés und Restaurants. Ich hoffe, die letzte Blase platzt bald und ich kann wir können wieder unter Leute. Bis dahin rühr ich mir Thunfischtunke mit Mascarpone an und guck „das perfekte Model“.
Mein Leben mit einem Aussätzigen
- Beitrags-Autor:Wiebke
- Beitrag veröffentlicht:21. Februar 2012
- Beitrags-Kategorie:Allgemein / Essen / Kinder / Lebenshilfe / Medizin
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