Ich will werden wie meine Uhr-Omi

Wenn ich morgens an der Elbe laufe, treffe ich sie. JE DES MAL. Sie geht spazieren. Den Berg runter, bis zum Ende des Strandes und wieder zurück. Sie ist winzig klein, geht gebeugt, ihre krummen Beine stecken in Dreiviertel-Trekkinghosen. Die Haare sind weiß und nachlässig nach oben gesteckt. Wir lächeln uns an, manchmal schwärmen wir kurz zusammen, wie herrlich der Blick über den Fluss ist und wie gut es tut, sich aufzumachen morgens in aller Frühe. Ich wette, ihr Frühstück schmeckt ihr besser als denen, die hocken bleiben. Dem Schmerz im Rücken oder Knie, den sicher auch sie mal spürt, nachgeben und lieber leiden als laufen.

Sie ist meine Uhr-Omi, weil sie meine Uhr ist. Zuverlässig wie eine Rolex (angeblich ist). Je nachdem, wo ich sie treffe, weiß ich, dass ich mich beeilen muss oder Zeit für einen Schnack hab. Wenn ich groß bin, will ich sein wie sie. Und sehen, was sie sieht:

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