Destination Agentur –früher alltäglich, heute unmöglich. Also fast. Es ist zu schaffen, aber nur mit sehr viel Blut, Schweiß und Tränen. Leider wahr. Letzte Woche habe ich es mal wieder gewagt. Und mich ebenso mal wieder gefragt: wie ging das denn früher? Als ich es schaffte, pünktlich und vollständig an meinem Schreibtisch zu sitzen, nachdem ich zwei Kinder mitten in der Nacht geweckt, für Schule und Kindergarten fertig gemacht und ebendort abgeliefert hatte. Sozusagen auf dem Weg rausgeschmissen aus dem Lastenrad und weiter Richtung Agentur. Da war ich dann auch noch eine der ersten.
Heute ist das ganz anders. Die Kinder müssen zwar nach wie vor geweckt werden, aber essen und sich anziehen funktioniert sehr gut alleine. Was nicht funktioniert, bin ich. Halbwegs pünktlich aufzubrechen klappt noch ganz gut. Aber dann: auf halber Strecke fällt mir auf, dass was fehlt. Einmal das Handy, das nächste Mal die Chipkarte für den Eingang, dann wieder das Portemonnaie. Immerhin hab ich bisher den Rechner noch nicht vergessen. Aber was nicht war, kann ja noch werden. Jedenfalls muss ich umkehren und aus der gemütlichen Fahrt wird eine schweißtreibende Angelegenheit. Bei der die Wut über die eigene Doofheit mit jedem Tropfen Schweiß, der mir den Rücken runter rinnt, steigt.
Wie bei jeder Sportart hilft da nur Training. Training. Training. Als Maßnahme gegen die Verdummung fahre ich jetzt wieder häufiger zurArbeit. Hab ich mir fest vorgenommen. Morgen fang ich an. Aber wahrscheinlich kommt wieder was dazwischen. Irgendein Termin, den ich vergessen habe und der mir morgen früh einfällt. Der keine Zeit lässt, um nach Feierabend erst noch lange den Heimweg anzutreten. Wie ging das früher? Nicht nur der Hinweg, auch der Rückweg hat durch Pandemie bedingtes Home Office an Komplikationen hinzugewonnen. Und beides hat sehr viel mit der Frage zu tun, ob oder ob nicht. Vor Corona war es einfach keine Frage, ob man überhaupt zur Arbeit fährt. Jetzt bin sich allein schon deshalb am Montag reif fürs Wochenende, weil ich mich nicht nur entscheiden muss, wie ich zur Arbeit komme (Rad, Auto oder Bahn), sondern ob ich überhaupt hinwill. Mit so viel Freiheit komm ich einfach nicht klar. Leider wahr.