Es ist fast ein Jahr her, dass ich mich an dieser Stelle über den Inhalt der Fundkiste an der Schule meiner Kinder gewundert habe.
Und wie schon im Beitrag vom November 2020 gestellt: was sagt der Zustand der Fundkiste über unser Gesellschaft – oder etwas tiefer aufgehängt – über uns Eltern aus? Nebenbei bemerkt ist „Fundkiste“ der falsche Begriff für diesen überquellenden Gitterkorb in der Größe eines kleinen Bauschuttcontainers. Ich finde dort nie etwas. Und ziemlich sicher geht auch niemand anderes außer mir dort hin, um etwas zu finden. Was man an der Fülle der wirklich suchenswerten Dinge sieht, die sich darin befinden. Grob überschlagen lagern in dem Container Dinge im Wert vom Bruttosozialprodukt des Saarlands. Das ist nichts gegen das Saarland. Eher dafür.
Helme in Massen, Jacken, Schuhe, Federmappen, ganze Turnbeutel, ja sogar Schulranzen!
Sind wir Eltern zu nett / faul / unfähig, unsere Kinder dazu zu bringen, besser auf ihre Sachen zu achten. Oder sie zumindest wiederzubeschaffen, wenn sie denn mal abhanden gekommen sind? Es scheint einfacher, etwas gleich neu zu besorgen. Oder es befindet sich ohnehin schon in achtfacher Ausführung im Besitz des Kindes, sodass das Fehlen nicht auffällt.
Ich war auf der Suche nach dem Fahrradhelm von Das Junge, den er jeden zweiten Tag in der Schule vergisst. Bisher tauchte er am folgenden Tag wieder auf. Nun lag er eine Woche in einem Raum, der gemeiner Weise immer abgeschlossen war. So jedenfalls die Mär, die mir erzählt wurde. Der Junge konnte den Helm durch ein Fenster sehen, kam aber nicht dran. Meine ausgebuffte Strategie, man könne ja mal jemanden, der im Besitz eines Schlüssels ist, um Hilfe bitten, blieb ohne Umsetzung. Und dann war der Raum offen und der Helm weg. Mehrere Tatsachen bewegten mich dazu, selbst in Aktion zu treten. Der Helm war neu. Viel wichtiger aber: der Helm hatte gepasst, nicht gepiekt, gedrückt und rutschte nicht. So einen Helm wiederzubeschaffen würde wieder einen ganzen Nachmittag in Anspruch nehmen. Den gleichen nochmal bestellen wäre eine einfache Lösung. Stimmt. Wenn ich die Helmgröße noch wüsste.
Mich nerven verschwundene Sachen ungemein. Dabei geht es nur zum Teil um das Ärgernis, dass eine Wiederbeschaffung Geld kostet. Mich lässt einfach die Frage nicht los, WO VERDAMMT die Dinge sind, nachdem sie der Erdboden verschluckt hat. Der Helm wird mit Sicherheit nicht geklaut worden sein. Das hat an dieser Schule (zum Glück) anscheinend niemand nötig. Wo ist er dann? Und das neue Paar Schuhe, das Der Junge unlängst in der Sportumkleide vergessen hat, weil er einfach mit den Hallenturnschuhen nach Hause spaziert ist? Und die schöne Jacke, das Sweatshirt, die Brille…
Leider weine nur ich alleine den Dingen nach. Der Junge (und auch das Mädchen) zucken mit den Schultern und machen weiter. Es gibt ja schon bald wieder neue Schuhe, Mützen, Handschuhe, Jacken, Brillen, Helme…
Damit es auch mal Der Junge wehtut, geht er bis auf Weiteres zu Fuß. Kein Helm, kein Radfahren. Macht ihm nix. Nur ich hab mich damit selbst bestraft, weil er nun mit seinem Freund beschlossen hat, dass die zwei schon um 7 in die Schule aufbrechen. Hoffentlich hat das Kind bald wieder einen Helm!