Erziehen? Erdrückend

Vorwort: Dieser Beitrag ist schon ein paar Jahre alt. Irgendwie hat er es nicht zur Veröffentlichung geschafft. Warum? Weiß ich nicht. Seiner Aktualität hat das Liegenbleiben nicht geschadet. Auch wenn Das Mädchen jetzt volljährig ist und sich so manches Verbot erübrigt.

Erziehen ist so anstrengend! Echt! Ich bin müde. Und wünsche mir so sehr, einfach, einer von diesen coolen Elternteilen zu sein, die über alles hinwegsehen und alles erlauben. Gibt es jede Menge, glaubt man meinen Kindern. Da dürfen nämlich die anderen immer alles. Mein Erziehungsvermögen stößt derzeit an mehreren Stellen an seine Grenzen. Sowohl Der Junge als auch Das Mädchen fordern mit ihrem Verhalten die konsequente Mutter in mir heraus. Und was macht die? Plustert sich auf und verhängt wutschnaubend Sanktionen und Strafen. Dann verdrückt sie sich und macht sich klein. Und kleiner. Mit jedem bisschen Realität, das in unsere Welt tropft, wird sie winziger und leiser. Denn sie hat nicht bedacht, dass das Fahrradfahrverbot, das aufgrund des zum xten Mal vergessenen und nun vollends verschollenen Helms verhängt wurde, auch den Schulwegfreund betrifft. Der läuft nun seit Tagen brav mit Der Junge zur Schule. Aber heute stand nach der Schule ein Geburtstag an, zu dem die beiden auch irgendwie gelangen mussten. Zu Fuß zu weit. Beratungsgespräch mit der Mutter des Freundes, die meinte, die Botschaft sei wohl angekommen bei Der Junge, ich könne ruhig einlenken. Ihr Sohn sei auch sehr beeindruckt von der Maßnahme.

Und schwupps, fühle ich mich schlecht. Bin ich zu streng? Oder im Gegenteil? Warum bloß gibt es kein Barometer, an dem man ablesen kann, welche Konsequenzen für welches Verhalten angemessen sind? Andere Eltern taugen nämlich nicht als Maßstab. Die scheinen nach der Ja-Und-Amen-Methode zu erziehen.

Das Mädchen quält mich in letzter Zeit mit dem Teenager-Spruch Nummer eins. „Mama, alle dürfen!“ Es ist zu ergänzen: alles. Alle dürfen alles. Nur sie nicht. Und sie scheint recht zu haben. Party im Park bis 23 Uhr, zu Fridays for Future während des Unterrichts… Dagegen fühle ich mich machtlos. Soll sie früher nach Hause gehen als alle anderen, dafür dann aber alleine? Kann ich von ihr verlangen, dass sie in der Schule zurückbleibt, wenn ihre Freunde alle die Welt retten gehen? Das schaffe ich nicht. Weil ich es gemein finde. Oder bin ich zu feige / bequem, den Unmut eines Teenies auf mich zu ziehen? Darüber muss ich nachdenken. Ein schönes Wochenende!

Nachtrag: Der 18. Geburtstag war auch so eine Sache. ALLE feierten mit riesigen Parties, Burgerwagen vorm Haus und Life DJ inklusive, nur Das Mädchen nicht. Die Idee, zu Hause eine Party zu machen, fand es blöd. Wir sollten doch bitteschön die Rechnung übernehmen, damit es wenigstens seine 10 engsten Freunde zum Essen ausführen konnte. Ich fand das irgendwie übertrieben und fühlte mich dafür schlecht. Tage- ach was! – wochenlang. Bis sich dann ein 18. Geburtstag der Freunde nach dem anderen ungefeiert vollzog. Das Mädchen: „Soundso wird 18.“ Ich: „Oh, wann ist die Party?“ DM: „Der / die feiert nicht.“ Oder anders. DM: „Tschüss, ich geh jetzt zum Geburtstagsbrunch von xy und soll die Coissants mitbringen. Kann ich 10 Euro haben?“ Ich: “ „

Schreibe einen Kommentar