Der Satz der Woche. Teil I

„Im Moment hätte ich lieber keinen Mann als keine Kinder.“

Ich verrate nicht, wer ihn gesagt hat. Das fällt unter die mitmütterliche Schweigepflicht. Ist auch gar nicht wichtig. Es macht mich nur nachdenklich. Nicht, weil ich mich um die Ehe der Zitierten sorge. Es war mit einem Augenzwinkern geäußert. Also ganz bestimmt nicht ernst gemeint. Aber es schwingt mit, dass man sich als Muddi die meiste Zeit – oder zumindest häufig – wünscht, dass die eigenen Kinder vom Spielplatzboden verschluckt werden. Dazu kann ich nur sagen: „Ja, es stimmt. Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage.“ Und jeder, der das Gegenteil behauptet, lügt. Warum also das Ganze? Weil wir es nicht mehr rückgängig machen können? Nein! Weil es eben auch die anderen Momente gibt, in denen das eine Kind einen hysterischen Anfall bekommt und das andere, noch keine zwei Jahre alt, über den Tisch robbt um Nummer eins zärtlich über den Kopf zu streicheln. Da schmilzt das genervte Mutterherz. Und noch etwas hält einem am Leben: die Hoffnung, dass es irgendwann wieder anders wird. Durchschlafen, keine Schuhe zubinden, keine Wutanfälle, deren Grund man nicht kennt, kein Geheul, Geschrei, Generve… Ok, es lauern Pubertät, Abgrenzungsgerangel und zum xten Mal wiederholte Führerscheinprüfungen… Aber das liegt in weiter Ferne. Im Moment finde ich den Teil der Pubertät reizvoll, in dem die Bälger nicht mit einem reden wollen. Wobei wir wieder beim Satz des Tages wären. Nicht einst gemeint, natürlich.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Olivia

    Kann ich gut verstehen. Meine Meinung dazu ist: in anderen Kulturen, zum Beispiel in vielen asiatischen Ländern, kümmert sich NIE nur 1 Person um das Kind / die Kinder. Es sind immer ganz viele Leute da, die auch mitmachen: Familienmitglieder, andere Frauen z.B. Nachbarinnen usw. Jeder kümmert sich ein bißchen, die Kinder sind voll im Alltag integriert und nicht: man verändert komplett seinen Alltag um sich voll und ganz um die Kinder zu kümmern. Unsere „moderne“ westliche Gesellschaft ist in der Hinsicht ziemlich hart für Mütter (oder Väter), weil das Thema Kinder sich automatisch in ein Fulltime-Job verwandelt. Und da darf man schon ab und zu die Nase gestrichen voll haben…

    1. Wiebke

      Ja, da müsste man sich mal was ausdenken. Generationübergreifende Wohnprojekte zum Beispiel. Gibt es schon vereinzelt. Ich träume von einem Dorf mit 100en von Kindern, die einfach nur zusammen spielen und die Omas und Opas sitzen in ihren Schaukelstühlen auf den Verandas und gucken milde Lächelnd dem Treiben zu. Abends um 6 ist der Abendbrottisch gedeckt und alle sitzen fröhlich lachend daran und erzählen von ihrem Tag. Herrlich wäre das!

  2. Olivia

    Ja genau! Und das Beste an einem solchen Projekt wäre: die ältere Menschen sind nicht unsere Eltern. Also: sie dürfen gar nicht versuchen, in unsere Entscheidungen reinzureden! hahaha

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