Das Muttertier. Oder: Pippi Langstrumpf für Große

Heute mal ein wenig zum Thema Selbstbeobachtung. Mir ist das schon nach der Geburt von Das Mädchen aufgefallen: mein Auftreten anderen Menschen gegenüber legt ein ganzes Stück mehr Bestimmtheit an den Tag. In Meetings zum Beispiel. Da war ich sonst eher die Abwartende. Und schnell zu verunsichern. Als Mutter scheine ich mehr davon überzeugt zu sein, das Richtige getan zu haben. Oder so…

Wie bei allen Dingen im Leben schieße ich allerdings aber auch hier zuweilen etwas über das Ziel hinaus.

Ein Beispiel:

Ein fröhlicher Sonntagsausflug von drei Muddis mit ihren Töchtern auf das Theaterschiff Batavia. Rückfahrt. Bahn. Wir steigen am Ende eines Waggons mit unseren drei Fahrrädern ein. Da motzt es von der Bank: „Ich muss in Iserbrook raus“. Wir schauen uns um und sehen einen Rentner, der sein Rad im Gang neben sich stehen hat. Gutgelaunt antworten wir: „Klar! Kriegen wir hin.“ Die ganze Fahrt über macht der Mann keinen Mucks. An der Haltestelle Iserbrook rammt er dann seinen Drahtesel gegen unsere, ohne uns anzuschauen, geschweige denn zu bitten, Platz zu machen. Ich: „Entschuldigung, können Sie vielleicht am Mittelausgang aussteigen (die Bahn war leer).“ Er, voll aggro: „Sie stehen hier mit drei Rädern, das ist verboten.“ Ich: „Wir haben drei kleine Kinder dabei, die Bahn ist leer. Hätten Sie ihr Rad nicht in den Gang mitgenommen, wären wir hier gar nicht eingestiegen. Dann hätten wir es eher gesehen.“ Er rammt wütender Weise noch mal nach und motzt sich in den Kragen. Meine Freundin: „Halts Maul, Opa!“ Ich koche inzwischen vor Wut. Er macht plötzlich auf Mitleid: „Da kommen Sie auch noch hin.“ Ich: „Ja, alt werden wir alle. Aber dumm und stur mit Sicherheit nicht.“ Das F… y… ist mir nach einem Blick auf die mit großen Augen zuschauenden Zwerge im Hals stecken geblieben.

Vielleicht lag mein Mut aber auch daran, dass wir vorher Pippi Langstrumpf geguckt hatten.

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