Boah, ist das langweilig!

Im SZ-Magazin war neulich ein Artikel mit 18 Sätzen, die niemals irgendwer sagt. Diese Sammlung möchte ich ergänzen um den oben genannten, indem ich nicht zitiere: Eltern von Kleinkindern am Wochenende, jemals.

Doch, und das schreibe ich, um allen diesen Eltern Mut zu machen, es kommt der Tag, an dem Ihr Euch l-a-n-g-w-e-i-l-t. Echt! Da sind dann plötzlich alle beschäftigt, nur man selbst nicht. Weil die eigene Beschäftigung bisher 24/7 daraus bestand, Chaos zu beseitigen, Unfälle zu verhindern, Bücher vorzulesen, mit Schleichtieren zu kämpfen, Kartoffelstempel zu schnitzen, auf Aua zu pusten, Tränen zu trocknen…

Letzten Sonntag war es so. Der Junge war mit seinem Freund im Fußballwahn, Das Mädchen wurde vom Papa zur Kickbox-Prüfung begleitet. Und ich? Habe vor Langweile alte Folgen King of Queens auf YouTube geguckt und dabei gebügelt. Und als ich davon gelangweilt war, war immer noch niemand da. Die WamS war gelesen, der Kaffeepegel am Anschlag. Was tun? Klar, irgendwas geht immer: der Backofen könnte eine Reinigung vertragen, die Fenster auch. Eine Tonne Fotos wartet darauf, eingeklebt zu werden, der Keller quillt über und der Kleiderschrank ist ein Chaos… Aber so etwas macht man ja nicht am Sonntag! Aber was dann? Beim Überlegen bin ich auf der Couch eingeschlafen. Und von selbst wieder aufgewacht und nicht davon, dass jemand schrie oder mir ins Auge gefasst hat. Das war irgendwie gespenstisch.

Klar, das Glück steht auf wackeligen Beinen. Noch. Wenn man wirklich etwas anfängt, das nur einem selbst Spaß macht oder sich gar aus dem Haus entfernt, ist sofort die Hölle los. Aber ich glaube, das ist nur der Übergang. Für später braucht man dringend ein Hobby, damit man es seinen Kindern nicht heimzahlt, dass sie einem keine Sekunde Ruhe gegönnt habe.

Ich hoffe wirklich, dass wir nicht zu den Eltern zählen werden, die ihre Kinder samstags um neun mit dem Schlachtruf „Frühstüüüüüück“ aus dem Bett werfen und beleidigt sind, wenn sie sich mit ihren Freunden treffen statt mit uns am Kaffeetisch zu hocken. Um so wichtiger wird es sein, dass man sich mit dem Partner noch was zu erzählen hat. Sonst gibt es ein böses Erwachen! Da hat man die anstrengende Kleinkindphase gemeinsam überstanden und dann herrscht bedrückende Stille, wenn auf einmal niemand mehr heult und davon ablenkt, dass man sich schon längst egal geworden ist. Ich glaub, ich fang mit Töpfern an. Dann kann mein Mann sich wenigstens über die Scheußlichkeiten lustig machen, die ich ihm zu Weihnachten und allen Geburtstagen schenke. Oder wir lassen unseren alten Lebenstraum wahr werden und pimpen billige Aldi-Oliven mit ollen Trockenkräutern auf und verkaufen sie mit ungekämmtem Haaren und selbstgenähter Schürze als äscht fronsösisch für das Achtfache auf dem Wochenmarkt.

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