Arrogantes Gutmenschentum

Auf dem Weg durchs Viertel kommt man an mehreren Obdachlosen vorbei, die auf dem Boden sitzen und warten, dass ihnen jemand Geld in ihren verknickten Pappbecher wirft. So ging es mir auch heute morgen, als ich den Shoppingmarathon für den Weihnachtsmann startete. Und ich wollte diesen Menschen etwas Gutes tun. Oder wenigstens einem. Da fängt das Dilemma schon an. Wem gibt man Geld? Und dann als nächstes: wieviel? Und nützt so ein oller Euro überhaupt etwas, wo doch das Nötigste, was diese Menschen brauchen, im Moment Wärme ist? Also kam mir die Idee, einem Mann, der immer auf der Erde vor dem Mercado sitzt, einen heißen Kaffee zu kaufen. Dann bekommt er wenigstens einen warmen Bauch und warme Hände. Ich nahm noch ein Brötchen mit und steuerte auf ihn zu. Meiner Sache ganz sicher seiend, dass ich da gerade etwas ganz Tolles, Gutherziges und Einzigartiges tue. Und als ich mich runter hocke, um Kaffee und Brötchen zu übergeben, sehe ich einen Kaffeebecher und eine Brötchentüte unangetastet neben ihm stehen. Da hatte einer die gleiche Idee und war schneller. Doch beide haben wir anscheinend nicht das wahre Bedürfnis des Menschen erkannt. Er hat sich trotzdem sehr freundlich bedankt. Ich bin weiter und habe mich geschämt.

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